Rudolf „Rudi“ Weisheit, das Lebenswerk unseres Vaters, Großvaters und Urgroßvaters wurde mit der Ehrenbürgerschaft der Residenzstadt Gotha gekrönt!
Als Rudis Großvater Louis, Robert, Constantin, Friedrich, Wilhelm, Anton, Milius Weisheit am 13. August 1875 das Licht der Welt erblickte, war nicht vorauszusehen, dass er einmal der Stammvater einer der bekanntesten Hochseilartistenfamilien Deutschlands und Europas, geschweige denn, Großvater des heutigen 6. Ehrenbürgers seit 1990 der Residenzstadt Gotha, werden würde.
Er selbst war übrigens kein Artist, sondern Büchsenmacher, aber verliebte sich in eine Hochseilartistin, der damals sehr bekannten Familie Traber, deren Ursprung im Dunkel der Jahrhunderte verschwand.
Nach seiner Heirat mit Maria Traber, gründeten beide ihr eigenes Unternehmen, die Arena Weisheit, mit der sie im Jahr 1900 das erste Mal auf Tour gingen.
1902 wurde der erste Sohn geboren, dem weitere 4 Söhne folgten.
Viele Höhen und Tiefen sollten ihr Leben begleiten.
Der 1. Weltkrieg, die Weltwirtschaftskrise, der 2. Weltkrieg und einiges mehr. Es waren schwere Zeiten.
1931, vor 92 Jahren, übernahm Rudis Vater, Lorenz Weisheit die Leitung der Truppe und führte sie 42 Jahre durch alle Stürme der Zeit sowie durch die schwersten Jahre deutscher Geschichte, der sowjetischen Besatzungszone, bis am 07.10.1949 die DDR gegründet wurde.
Rudi selbst, wurde am 14.10.1942 – mitten im 2. Weltkrieg als eines von 8 Kindern von seiner Mutter Luise „unterwegs“ im Wohnwagen zur Welt gebracht.
Durch eine Neugeborenen Krankheit, war seine Zukunft von Anfang an ungewiss, er lag als Patient im Kinderkrankenhaus, auf welches gebombt wurde und seine Mutter unterhielt mit seinen größeren Geschwistern im Lazarett die Kriegsopfer.
In seiner Kindheit wurde ihm die Rolle des leitenden Truppenmitgliedes schon früh zu teil – im familieneigenen Zirkus Luxor zusammen mit seinem Bruder Heino, bei Tierdressuren, Artistik und Clownerie.
Dass die Zeiten für private Unternehmen, nach Kriegsende, nicht rosig waren, erfuhr er, als seine Eltern 1952 enteignet wurden. Alles Private musste weg in der DDR.
Er tingelte mit seinen Geschwistern im Winter durch Gasthäuser und Kneipen mit Musik und künstlerischen Darbietungen. Bezahlt wurde in Nahrungsmitteln wie Brot, Schinken, Eier und Speck.
Er fuhr mit dem Fahrrad über die Lande um geeignete Lokale auszukundschaften, um es seiner großen Familie in den kalten Monaten ein wenig einfacher zu gestalten.
1953 gab es dennoch einen Neuanfang – mit Holzmasten und primitiven Requisiten.
Als 10-jähriger hatte er sein Debüt auf dem damals 12 m hohen Holz Mast, als jüngster Mastartist, den es jemals gab.
Seine älteren Geschwister, welche im heiratsfähigen Alter waren, verließen das heimische Nest und er war es wieder, der mit seinen jüngeren Geschwistern das Fortbestehen der Truppe sichern wollte – und konnte.
1963 Berufsverbot durch Intrigen einiger SED Bonzen.
Er ließ sich nicht abschrecken und demonstrierte beim Ministerium für Kultur, worauf das Verbot zurückgenommen wurde.
Am 08.10.1966 heiratete er seine Frau Edeltraut, welche er ein paar Jahre früher bei einer Vorstellung in Stollberg im Erzgebirge im Huckepack über das Hochseil getragen hat und dabei, bleibenden Eindruck hinterließ.
Aus dieser Ehe gehen 3 Kinder (Peter Mario, André und Katrin) hervor.
Am 12.11.1968 zog es sie nach Gotha Siebleben – und sie konnten nun sesshaft werden, mit echter Postadresse – sie hatten ihr Winterquartier und eine Heimat gefunden.
Wohnhäuser- Werkstätten und Trainingssäle wurden errichtet und sie begannen aus dem Herzen Deutschlands, zu planen und die Tourneen zu bestreiten.
1973 übergab sein Vater Lorenz Weisheit ihm die Verantwortung, die er in Zusammenarbeit mit seiner Frau Edeltraut 37 Jahre erfolgreich wahrnehmen durfte.
Beide legten ihren Kindern stets eine gute Schul- und Ausbildung ans Herz und brachten Ihnen erfolgreich alle Grundlagen bei, um sich bestmöglich im Leben zu situieren.
1984 wurde er als einziger Artist mit dem Kunstpreis der DDR ausgezeichnet.
Natürlich sah er die Auszeichnung als eine Würdigung für die Arbeit der ganzen Familie Weisheit an.
Zahlreiche weitere Ehrungen folgten, – hier nur einige Stationen:
1980 Ehrendiplom der Unterhaltungskunst
1984 Preis des Ministers für Kultur
1987 Kulturpreis der Stadt Gotha
1989 Kunstpreis des Bezirkes Erfurt
1989 / 90 kam die Wiedervereinigung, die an den ehemaligen DDR – Unterhaltungskünstlern nicht spurlos vorbeiging. Unsere Truppe hat durch die Professionalität der Darbietungen und den Zusammenhalt der Familie, die Übergangszeit gut geschafft.
2001 Ehrenmedaille der Artistik in Gold (Berlin)
2003 Thüringer Verdienstorden (Dr. Bernhard Vogel)
2004 1. Botschafter des LK Gotha mit anschließender 3-monatiger Tournee durch Thailand
Im Jahr 2010 war es für Rudi an der Zeit einer neuen Generation den Staffelstab zu übergeben.
Der Erfolg gab ihm Recht, in den Händen seiner Söhne André und Peter Mario ist die Hochseiltruppe Geschwister Weisheit gewappnet für die neuen Herausforderungen der Zukunft.
Und so war es für Rudi nicht nur ein beruhigendes Gefühl, sondern eine große Ehre, mit der Familie gemeinsam 2011 zum 35. Internationalen Zirkusfestival in Monte Carlo als Preisträger in der Manege zu stehen.
Ein Höhepunkt zum Ausklang seines aktiven Artistenlebens mit 63 Berufsjahren auf dem Seil.
Als Trainer, Berater und Glücksbringer, ist er aber nach wie vor, der wichtigste Bestandteil unserer Familiendynastie!
Seine Enkelin Natalia, hat ihn einmal nach seinen Hobbies gefragt – er dachte nach und sagte:
„Für mich gibt es nur unsere Hochseiltruppe“ – dem ist wohl nichts hinzuzufügen.
Wer ihn kennt, weiß, es ist das Einzige was für ihn zählt – dass es seiner Familie gut geht und es auch in Zukunft positiv weitergeht!
Am 14.10.2022 feierte er seinen 80. Geburtstag im Kreise all seiner Freunde und Familie, auch der Oberbürgermeister der Stadt Gotha Knuth Kreuch, ließ es sich nicht nehmen, ihm die Ehre zu erweisen und –
in der Stadtratssitzung vom 02.02.2023 wurde einstimmig beschlossen, dass Rudi, neben bedeutenden Persönlichkeiten ihrer Zeit, nun zum Ehrenbürger der Stadt Gotha für seine Dienste im Namen der Stadt, ernannt werden sollte – darauf sind wir alle, als Familie, sehr stolz!
An dieser Stelle, möchten wir einmal DANKE sagen – für die Arbeit, das Herzblut und die durch ihn entstandene Familientradition – die wir sehr gern und voller Stolz weiterführen und auch im Namen unserer Heimatstadt weiterhin in die Welt hinaustragen möchten!
Seit fast 60 Jahren haben wir als Familie nun in Gotha unsere Heimat gefunden.
Und seit dieser Zeit tragen wir als Artisten und Botschafter den Namen unserer Stadt Gotha und unseres Thüringer Landes in die Welt hinaus.
Und immer dann, wenn die Blätter fallen, die Tournee zu Ende geht und wir aus der Ferne wiederkehren, dann sind wir mit ganzem Herzen eins – glückliche Gothaer – und hier zu Hause. (Wilhelm Busch).